Rally-Obedience
Rally-Obedience
Rally-Obedience gilt als die kleine Schwester des Obedience. Doch was muss man sich darunter vorstellen, und warum heißt das nun Rally?
Was ist Rally-Obedience?
Mensch und Hund laufen gemeinsam durch einen Parcours, der aus ganz unterschiedlichen Aufgaben besteht. Zumeist handelt es sich dabei um Übungen in Kombination mit Fußarbeit, aber auch Sprünge, Figuren und Ablenkungen durch Leckerchen und Spielzeug kommen vor. Rally heißt das Ganze, weil jede der Übungen auf einem Schild aufgezeichnet ist und man sich von Schild zu Schild durch den Parcours arbeitet fast wie bei einer Schnitzeljagd.
Für wen ist Rally-Obedience?
Beim Rally-Obedience handelt es sich um eine wirklich tolle Fun-Sportart. Es kann und darf tatsächlich so gut wie jedes Hund-Mensch-Team teilnehmen. Es sind weder eine Vereinsmitgliedschaft noch eine Begleithundeprüfung (BH) notwendig. Was ich an diesem Sport ganz besonders schätze, ist, dass er auch Hunden und Menschen mit Handicaps ohne Einschränkung offensteht.
Was ist der Unterschied zum Obedience?
Zuerst einmal, dass wie oben beschrieben keine BH/Verein notwendig sind. Viel wichtiger allerdings ist, dass man seinem Hund die ganze Zeit helfen darf. Handhilfen, Stimmhilfen, Körperhilfen und Aufmunterungen sind nicht nur jederzeit erlaubt, sondern sogar gewünscht. Man darf alles, außer seinen Hund anfassen. Es gibt auch keinerlei Punktabzug für die Hilfen. Hier geht es tatsächlich darum, sich GEMEINSAM durch den Parcours zu hangeln.Außerdem gibt es eine ausgesprochene Senioren-Klasse, in der die Übungen für die älteren Hunde erleichtert werden, so dass auch diese noch lange an diesem Sport teilnehmen können.Behinderungen von Hund oder Mensch sind ebenfalls kein Problem und können vor der Prüfung angemeldet werden. Damit hat auch dieses Team die gleichen Chancen wie alle anderen.
Was sind die Regeln?
Es wird in 5 Klassen gestartet: Beginner, Klasse 1, Klasse 2, Klasse 3, Senior. In der Beginner-Klasse und in Klasse 1 darf man selber entscheiden, ob man mit oder ohne Leine laufen möchte. Außerdem darf man entscheiden, ob man Leckerchen benutzen möchte oder nicht. Wenn ja, findet man an bestimmten Stationen, meist da, wo man mit dem Hund anhält, ein Smiley, das einem sagt, dass man den Hund hier nach der Übung belohnen darf.
Vor der Prüfung darf man den Parcours 10 Minuten ohne seinen Hund ablaufen, sich die Schilder ansehen und im Zweifel auch nochmal nachfragen, wenn man sich nicht ganz sicher ist.Man startet mit 100 Punkten, von denen Fehler abgezogen werden. Lustiger weise macht der Mensch häufig mehr Fehler als der Hund: dreht in die falsche Richtung, verzählt sich bei den Schritten etc. Wenn man mehr als 90 Punkte erreicht hat, darf man in die nächsthöhere Klasse. Wenn man mehr als 70 Punkte hat, braucht man 3 Prüfungen mit über 70 Punkten, um aufsteigen zu können. Man muss aber nicht! Wenn man sich in einer Klasse sehr wohl fühlt, oder denkt, der Hund schafft die nächste Stufe nicht, dann kann man so lange man möchte in seiner Klasse bleiben. Sollte man eine höhere Klasse versucht haben und damit nicht glücklich sein, darf man freiwillig wieder in die alte Klasse zurück.Derzeit sind es insgesamt 74 verschiedene Übungen, die eine fast unbeschränkte Kombinationsmöglichkeit zulassen. In jeder Klasse kommen neue Übungen mit steigendem Schwierigkeitsgrad dazu.
Was braucht man?
Ganz wichtig einen Hund, der, wenn er an einer Prüfung teilnehmen will/soll, mindestens 15 Monate alt sein muss! Ansonsten ein feststehendes Halsband, ein paar Pylone, einige Schüsselchen und Abdeckungen und die Schilder.Damit ist Rally-Obedience vom Material her eine der am wenigsten aufwändigen Sportarten überhaupt.
Rally-Obedience-Training
Ein echter Vorteil von Rally-Obedience ist, dass der Parcours sich ja aus ganz vielen kleinen Einzelübungen zusammensetzt, die immer wieder anders zusammengestellt werden können. Dadurch wird es nie langweilig.Besonders schön ist, dass man die einzelnen Übungen auch tatsächlich alle einzeln trainieren kann und das meistens sogar im Wohnzimmer, auf dem Spaziergang oder wo auch immer man gerade ein paar Minuten Zeit hat. Dadurch hat man nicht so einen riesen Berg vor sich, sondern hat mit seinem Hund ziemlich schnell Erfolgserlebnisse. Wenn man die Übungen dann alle zusammenbaut, stellt man allerdings fest, dass es da auch noch wieder einiges zu wissen und zu können gibt. Das sind dann die Herausforderungen, die den Sport auch über eine lange Zeit spannend und abwechslungsreich halten.
Fazit:
Für mich ist Rally-Obedience eine der nettesten und praktikabelsten Sportarten überhaupt. Die kleinen Übungen sind von leicht bis schwer gestaffelt und nicht allzu schwer zu erlernen. Man kann und darf seinem Hund so viel helfen wie man möchte, ohne dass man dafür Punktabzug erhält. Es zählt nur, wie schön die Übung am Ende ausgeführt wird, und das darf jeder so machen, wie es für ihn und seinen Hund am besten ist. Das mag ich sehr!
Ein weiterer Aspekt, der mir sehr am Herzen liegt ist, dass niemand ausgeschlossen wird. Meine alte Hündin hat ihr Leben lang mit mir Hundesport gemacht. Sie liebt die Stimmung auf Turnieren und steht unheimlich gerne im Mittelpunkt. Ich möchte, dass sie noch lange und fit ihren Lebensabend genießen kann. Obwohl sie sich immer noch anbietet und sich bei jeder Gelegenheit vordrängelt, möchte ich sie der Belastung der klassischen Prüfungen nicht mehr aussetzten. Sie gehört aber noch lange nicht "zum alten Eisen" und will immer noch gerne arbeiten und etwas Neues lernen. Im Rally-Obedience haben wir für sie die ideale Möglichkeit gefunden. Die Prüfung passt sich ihr an und so lange sie noch mit einem solchen Feuereifer dabei ist, ist das der ideale Sport für sie!
Auf der anderen Seite finde ich es wunderbar, dass es sich hier um eine integrative Sportart handelt. Egal, ob man nicht schnell laufen kann, seinen Hund auf der anderen Seite führen muss oder im Rolli sitzt - das alles ist in dieser Sportart kein Problem. Sollte der Hund blind oder taub sein oder eine andere Behinderung aufweisen, die ihm keine Schmerzen verursacht, ist er hier genauso willkommen.
Annabelle Steiger
Rally-Obedience-Seminar: 11/2014
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